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“Vorzeigebetrieb” Alcasa – Aluminiumwerk

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Gestern sind wir schon um 7 Uhr aufgestanden um mit dem Bus in die naechstgelegene Stadt – Ciudad Guyana (ca. eine Stunde entfernt) – zu fahren und uns das Aluminiumwerk Alcassa anzuschauen und mit politisch aktiven KollegInnen zu sprechen. Im Werk selbst arbeiten rund 4.000 KollegInnen.

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Alcassa ist ein Staatsbetrieb, der vor einigen Jahren als “Musterbeispiel” der ArbeiterInnenmitbestimmung gegolten hat. Auch heute noch ist es so, dass die Beschaeftigten ihre Chefs waehlen – incl. dem Vorstand. Allerdings hat das Ministerium (das ja Eigentuemer ist) ein Vetorecht.

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Durchs Werk wurden wir von einer Kollegin gefuehrt, die politisch “in der Fraktion” von Stalin Perez Borges – der schon zweimal bei uns in Wien war – aktiv ist. Ihr Name ist Nieves Tamaroni und sie ist in Alcassa sowas wie die Assistentin des Vorstandes.

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Das Werk selbst scheint – und jetzt bin ich kein Experte fuer Aluminium – veraltet und auch Nieves hat beklagt, dass laengst zugesagtes staatliches Geld einfach nicht kommt. Die veraltete Technologie brauechte Investitionen und die Mitverwaltung durch die Beschaeftigten ist halt auch nur eine halbe Sache, wenn es keine neuen Investitionen gibt. Anscheinend stehen ganze Produktionsstrassen still und es wird halt weit unter den Moeglichkeiten produziert.

Die Mitverwaltung selbst ist auch in der Krise, weil sich seit Mitte 2007 das Ministerium immer wieder einmischt und die hier allgegenwaertige Korruption auch vor Alcassa nicht halt macht.

Gewerkschaftswahlen

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In Venezuela gibt es Betriebsgewerkschaften. In Alcass hat gerade der Wahlkampf zu diesen Wahlen begonne. Die Wahlen selber werden irgendwann im Maerz oder April sein – das wissen sie noch nicht. Die Linke ist, wie doch sehr oft in der Geschichte, in mehrere Fraktionen zerstritten, und kandidiert auf unterschiedlichen Listen.

Was es noch zu sagen gibt

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“Einfache” Arbeiter oder Mitglieder der Betriebsgewerkschaft haben wir nicht getroffen. Allerdings haben wir recht lang mit den Menschen in der werkseigenen Ausbildungsstelle diskutiert – ueberwiegend Maoisten und Linkschavisten – die wirklich freundlich waren, viel mit uns ueber Chavez, die Politk, den Sozialismus, etc. diskutiert haben, aber bei denen wir schon irgendwie das Gefuehl hatten, das die von den Beduerfnissen der Arbeiter vor Ort keine Ahnung hatten.

Ciudad Bolivar

In der Nacht von Montag auf Dienstag ists von Caracas nach Ciudad Bolivar gegangen. Ciudad Bolivar liegt direkt am Orinoko. Hauptverkehrsmittel in Venezuela ist der Bus. Die lange Strecke (ca. 8 Stunden) sind wir mit einem recht bequemen 5Sterne Bus gefahren.  Der Spass hat allerdings “nur” ca. 13 Dollar gekostet. Im Vergleich zu Lebensmittel ist das Reisen also ziemlich billig.

In Ciudad Guiana wohnen wir in der Posada Don Carlos und relaxen bzw. unternehmen von hier als Ausgangspunkt Polit- und Erholungsreisen. Fotos von Ciudad Bolivar, dem Orinoko und der Posada folgen.

Kriminalitaet, Reichtum und wir dazwischen

Fuer Sonntag hatten wir uns vorgenommen, dass wir gemuetlich ausschlafen, uns dann das groesste Einkaufszentrum von Caracas anschauen und dann zu einer Veranstaltung mit dem Buergermeiser von Caracas in einen oeffentlichen Park im Stadtzentrum fahren.

Der Reichtum

Das Einkaufszentrum ist wirklich riesig (mind. 5mal so gross wie die Donaucity) und Feiertage (bzw. arbeitsfreie Tage) kennen die dort nicht. Alles was Kleidung, Schuhe, etc. betrifft gibts dort zu kaufen (allerdings gibts keinen Supermarkt oder so). Das meiste kostet allerdings mehr als bei uns und Schnaeppchen in dem Sinn gibts auch nicht. Am Dach des Einkaufszentrums kann man relativ gut in verschiedenen Restaurants (zu oesterreichischen Preisen) neben Palmen und mit einem wunderbaren Ausblick essen.

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Und was am meisten fuer das Einkaufszentrum spricht: es gibt keine Kriminalitaet! (gemeint ist hier sowas wie Raub/Diebstahl/etc.)

Die Kriminalitaet

So gegen halb vier am Nachmittag (da ists noch ca. 2einhalb Stunden hell) haben wir uns ein Taxi geschnappt und uns auf den Weg in den oeffentlichen Park (wahrscheinlich mit dem Stadtpark oder dem Heldenplatz zu vergleichen) zur Parteiveranstaltung des Buergermeisters gemacht. Die haette zwar um 16 Uhr beginnen sollen, wie wir angekommen sind, haben die aber erst zum aufbauen angefangen. Der Park gilt jetzt nicht gerade als extrem sicher, aber Bario ist er auch keines. Unter anderem haben dort vor ein paar Jahren die Weltfestspiele stattgefunden. Nachdem nix war und wir nicht im dunkeln durch den Park heimgehen wollten (weswegen wir dann nicht bis zur Buergermeisterveranstaltung gewartet haben) , haben wir uns nach ca. 20 Minuten wieder auf dem Weg aus dem Park raus gemacht (es war noch hell). Da ist uns (also eher der Kathrin und dem Lukas) dann ein Typ aufgefallen (Markenjeans, Sonnenbrille, tief ins Gesicht gezogenen Militarykappe) der uns seit dem Eingang in den Park nachgegangen ist. Kurz vor dem Ausgang hat er uns dann ueberholt und zwei Typen was zugerufen, worauf die uns angeschaut haben. Dann hat er sich recht provokant an den Ausgang des Parks gestellt und uns fixiert. Wir habens gerade noch mitbekommen und sind in ein Museum rein. Der Typ und seine beiden Helfer haben sich nicht bewegt und weiter uns und den Museumsausgang beobachtet. Es war ganz klar, dass die nur drauf gewartet haben, dass wir aus dem Park rausgehen um uns “klassisch” zu ueberfallen und auszunehmen. Der Lukas hat auch erzaehlt, dass sie in diesem Park vor ein paar Jahren einem Englaender (allerdings in der Nacht) eine Pistole unter die Nase gehalten haben und sich sein Geld, seine Dokumente, etc. geschnappt haben. Dankenswerterweise hat sich dann der Sicherheitschef des Museums unserer angenommen und sich die Typen auch genauer angesehen (und ist wohl zur selben Einschaetzung wie wir gekommen). Ein paar Minuten spaeter sind dann drei Polizisten (in schussicheren Westen) aufgetaucht. Zwei haben sich unseren verfolger geschnappt und einer hat uns zu einem Taxi begleitet.

Wir sind dann, no na, wieder ins Einkaufszentrum, haben ein paar Bier getrunken und das wars an dem Tag.

Das Problem an Caracas (und wahrscheinlich weiten Teilen Venezuelas) ist, dass Sicherheit eine soziale Frage ist. Wer immer es sich leisten kann, zieht in eine sichere Gegend oder zieht zumindest in ein Haus mit Sicherheitdienst (und selbst da kann man nicht auf die Strasse). Selbst wo wir in Caracas gewohnt haben, empfehlen alle, wenns dunkel wird, nicht rauszugehen (und ein bewaffneter Waechter ist immer an der Rezeption gesessen). Und ich will mir echt nicht vorstellen, wie´s in den armen Gegenden und in den Barios mit der Gewalt ausschaut. Ich glaub halt, dass man nur ueber die soziale Frage dem Bandentum und den Berufsverbrechern nicht einhalt gebieten kann. Radikale Umverteilung des Reichtums ist hier in Venezuela auf jeden Fall notwendig (weil so wirklich scheints nicht zu passieren), aber fuer die Berufsverbrecher (die ja auch die Armen auspressen) muss man sich noch ganz was anderes einfallen lassen.

Ankunft und erste Eindruecke

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Gestern, hab ichs dann mit 24 Stunden Verspaetung geschafft und bin in Caracas angekommen. Abgeholt wurde ich von Kathrin, Lukas und zwei Venezuelanischen GenossInnen, die sich extrem stressfrei und nett um uns gekuemmert haben. Und da gehoert schon was dazu, weil wir haben allein fuer die Ausfahrt vom Parkplatz schon mal 60 Minuten gebraucht – also ein bissl ein Chaos kann man Venezuela nicht absprechen.

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Wir haben die beiden dann zum essen eingeladen und da sind wir dann auch gleich mit den grossen Widerspruechen zwischen immenser Armut und einer verhaeltnissmaessig reichen Mittelschicht konfrontiert worden. Waehrend die Hauptstrasse vom Flughafen bis Caracas (ca. eine halbe Stunde Fahrzeit) beidseitig mit Barios (Elendsviertel in denen die Menschen halt in gemauerten Hauesern von zirka der Groesse eines Baukontainers und mit einem Blechdach leben) fahren verhaeltnissmaessig viele protzige Autos herum (vorzugsweise SUV`s – also die fetten Strassengelaendewaegen, die schon bei uns relativ teuer sind).

Ein aehnliches Erlebnis hatten wir dann auch in dem Restaurant, in dem wir essen waren. Waehrend im Restaurant die Preise relativ aehnlich den unseren Preisen waren (also wir haben fuer 5 Personen 100 Euro bezahlt – vergleichbar mit einem bissl besseren Restaurant – Nobelschuppen wars auch hier keiner) haben draussen schon Obdachlose gewartet, dass wir ihnen die Reste, die wir nicht zusammenessen konnten, geben.

Das Hotel in dem wir dann eingecheckt sind hat ein bissl den Standard und den Charme eines Doppel- bzw. Einzelzimmers der Jugendherberge am Fritz Engels Platz. Kosten tuts trotzdem 60 Euro pro Nacht. Also muss es auch Menschen geben, die sich das leisten koennen.

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Ein Teil der “Mittelschicht” scheint hier reicher oder zumindest gleich wohlhabend wie wir in Oesterreich – so wie bei uns halt ArbeiterInnen und Angestellte in durchschnittlichen Arbeitsbereichen und KV`s geht. Nur gibts hier halt rund um diese “Mittelschicht” riesige Barios mit grosser Armut.

Und da waeren wir auch schon wieder bei den politischen Problemen. Es scheint der Regierung Chavez – und jetzt regiert er doch schon 10 Jahre – nicht zu gelingen, die Probleme im eigenen Land unter Kontrolle zu bekommen. Auch wenn sie versuchen die konkreten Lebensbedingungen in den Barios zu verbessern, fehlen anscheinend ernstzunehmende Konzepte und auch Vorhaben, die Barios selbst zu “ueberwinden. Nach dem Ersten Tag bleibt das mulmige Gefuehl, dass schon recht viel Geld zum umverteilen da waere (manche sich das auch recht effektiv unter den Nagel reissen) aber der Willen fuer eine ernstzunehmende Umverteilung – vom Sozialismus des 21. Jahrhunderts garnicht zu sprechen – seh ich nichts. Und den aussenpolitischen Linksaussen spielen ist halt auch zu wenig.

Wir bleiben jetzt noch einen Tag in Caracas und morgen gehts dann ins Orinoko Delta. Ich werde weiter informieren und hoffe, dass ich die Probleme mit den Fotos in den Griff bekomme (ich kann naemlich kaum Fotos raufladen).

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Anreisechaos und Fotoproblem

Hola aus Caracas,

Nachdem wir alle drei, also Kathrin, Lukas und ich am 1. Februar am Flughafen in Schwechat waren und uns der Rene noch mit einem Fruehstueck besucht hat, ist die weitere Anreise dann ein bissl chaotisch verlaufen.

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Ich hab meinen Anschlussflug in Frankfurt versauemt (wir sind 15 Minuten nach Abflug des Fluges nach Caracas erst in Frankfurt gelandet) und Kathrin und Lukas (sind ueber Paris geflogen) haben den Flieger gerade noch erwischt. Allerdings ihr Gepaeck hats nicht mitgeschafft. Ich musste eine Nacht in Frankfurt uebernachten und bin dann gestern mit mit der gleichen Maschine, aber eben einem Tag Verspaetung gelandet.

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Politisch tut sich grad ein bissl was, die haben naemlich auch Fasching und das scheint hier noch schlimmer als in Kaernten (moegen mir die Kaerntner bitte verzeihen). In Puerto Cabello gabs oder gibts (das wissen wir nicht genau) einen Hafenarbeiterstreik mit 10tausenden TeilnehmerInnen, weil 150 KollegInnen entlassen (oder gekuendigt) wurden. Und im groessten Venezuelanischen Stahlwerk SIDOR wird fuer einen gscheiten KV Abschluss gestreikt. Ein bisschen eine Erste Einschaetzung gibts dann im naechsten Post.

Fotos sind deswegen noch recht wenig auf dem Post, weil ich ein kleines Problem mit dem Raufladen hab. Erreichbar bin ich so wies ausschaut ueber meine Rexlex.at Adresse ganz gut. Unsere Handys funktionieren alle nicht.

Solidarität mit Orlando Chirino

In meinem Eingangsstatement in diesem Blog habe ich bereits geschrieben, dass es trotz aller Sympathie mit der bolivarischen Revolution in Venezuela Entwicklungen gibt, die mir sorgen machen. Im folgenden berichte ich über die Entlassung eines führenden Gewerkschaftsvertreters der venezolanischen Erdölindustrie, der aufgrund seiner kritischen Haltung zur Verfassungsreform und seiner Haltung zu einer politisch unabhängigen Gewerkschaftsbewegung entlassen wurde. Über etwaige Solidaritätsaktionen und Möglichkeiten aus Europa mitzumachen werde ich dann wahrscheinlich direkt aus Venezuela berichten können.

Orlando Chirino ist Nationaler Koordinator des venezolanischen Gewerkschaftsdachverbandes UNT, Funktionär der Erdölgewerkschaft SINUTRAPETROL und zählt zu den bekanntesten venezolanischen Gewerkschaftern.

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Im Laufe der 1970er und 1980er Jahre spielte Chirino eine führende Rolle im Aufbau der Textilgewerkschaften in den Industriebundesstaaten Carabobo und Aragua. In den vergangenen Jahren kam Orlando Chirino eine zentrale Rolle in der Neugründung der venezolanischen Gewerkschaftsbewegung zu. Nachdem sich die Gewerkschaftsführung des traditionellen Gewerkschaftsdachverbandes CTV im April 2002 am Staatsstreich gegen Hugo Chavez und in späterer Folge zum Jahreswechsel 02/03 an der Unternehmersabotage beteiligte, kam es zur Gründung eines neuen Gewerkschaftsdachverbandes – der UNT. Mittlerweile ist die UNT zum bedeutendsten Gewerkschaftsdachverband Venezuelas geworden und organisiert rund 75 Prozent aller Gewerkschaftsmitglieder.

Allerdings war die UNT von ihrer Gründung an sehr eng an die venezolanische Regierung und die Staatsorgane gebunden. Dies sorgte immer wieder für Konflikte. Als Hugo Chavez im Frühjahr 07 der gewerkschaftlichen Unabhängigkeit eine deutliche Absage erteilte, gehörte Orlando Chirino zu den vehementesten Verteidigern der organisatorischen und parteipolitischen Unabhängigkeit der venezolanischen Gewerkschaftsbewegung. Durch seine Entscheidung der Sozialistischen Einheitspartei Venezuelas (PSUV) nicht beizutreten und seine kritische Haltung gegenüber der angestrebten Verfassungsreform im Dezember 07 zog Chirino zusätzliche Missgunst von Regierungsseite auf sich.

Am 27. Dezember wurde Orlando Chirino in grober Verletzung des Kündigungsschutzes von GewerkschaftsfunktionärInnen (in Venezuela gibt es Betriebsgewerkschaften an Stelle von BetriebsrätInnen) aus dem staatlichen Erdölunternehmen PDVSA entlassen.

Herzlich Willkommen,

das ist er jetzt also, mein Blog. Bisher hätte ich mir ja nie gedacht, dass ich mal einen Blog mache. Eigentlich war ich der Meinung dass nur Wichtigtuer und Gschaftlhuber sowas haben. Einzige Ausnahme waren in diesen Gedanken natürlich Menschen, die der Welt wirklich was zu sagen hätten – wer immer das auch sein soll.

So kann mensch sich irren. Allerdings ist es so, dass der Blog jetzt mal probeweise für unsere Reise nach Venezuela online geht. Danach wird schon evaluiert, was das ganze bringt. Darum wär ich auch dankbar, wenn ihr mir über den Informationsgehalt des hier veröffentlichten auch ganz ehrlich die Meinung postet.

Zu mir und viel wichtiger, zur Reise:

Also mein Name ist Andy Kolm, ich bin aus Wien, arbeite in der GPA-DJP (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) als Jugendsekretär, bin 31 Jahre alt und sehe mich selber in der Tradition einer linken Österreichischen Sozialdemokratie. Wer tatsächlich mehr wissen will (wobei ich ja eher nicht glaube, dass sich das wer anschaut, der mich nicht kennt – aber schauma mal, wie´s in dem Internetz tatsächlich ist) kann mir ja posten.

Jetzt aber zur Reise. Wir, also das sind die Kathrin, der Lukas, der Petzl, die Anna und ich (über die anderen gibts hier mehr, wenn ich mit denen geklärt habe, ob die das auch wollen) fahren von 1. bis 29. Februar (also die anderen eigentlich ein bissl länger bzw. kürzer – mehr dazu bei den Posts) nach Venezuela. Ich werde auf dem Blog im Wesentlichen über das von mir gesehene und die Schlüsse, dich ich für mich daraus ziehe, schreiben.  Also konkret, es handelt sich um meine Meinung. Die der Mitreisenden wird extra als solche angeführt.

Ich persönlich finde die politische Entwicklung Lateinamerikas seit Jahren sehr spannend und auch persönlich anziehend. Dieser Kontinent hat im letzten Jahrhundert (ab den 70er und 80er Jahren hab ichs übers Fernsehen irgendwie mitbekommen) so viel durchgemacht. Immer wieder hat es große und starke Bewegungen der ArbeiterInnenklasse gegeben, die sich über Wahlen den Weg zur Veränderung erkämpft haben. Immer wieder wurden diese Bewegungen von den USA im Verbund mit dem nationalen und internationalen Kapital unter Militärgewalt aus dem Weg geräumt. Endlich in den letzten Jahren scheint die lateinamerikanische Linke in verschiedenen Ländern wieder im Aufwind.

Ãœber die GPA-DJP Jugend haben wir seit zwei Jahren Kontakte zu einer Strömung in der Venezuelanischen ArbeiterInnen- und Gewerkschaftsbewegung, die sich Classistas nennt. Wer die sind und was die wollen werde ich in den nächsten Einträgen hoffentlich ein bissl herausarbeiten können. Über die KollegInnen dieser Strömung (die in beiden großen Gewerkschaftsverbänden vertreten sind – also in der nach dem Putschversuch gegen Chavez gegründeten UNT und in der tendentiell korrupten CTV) werden wir uns mit GewerkschafterInnen in mehreren Betrieben in den größten Industriestädten Venezuelas treffen und uns vor Ort über die konkreten Entwicklungen der Bolivarischen Revolution, des Sozialismus des 21. Jahrhunderts, aber auch über die Gefahren der Entwicklung bei den Betroffenen informieren.

Soweit ich es bisher überblicke, halte ich Chavez für eine charismatische Persönlichkeit, der für die Menschen im Land schon was weiterbringt. Ich denke, dass eine Bewegung, die ein ganzes Land im Interesse der großen Mehrheit der Armen umgestalten will, auch solche charismatischen und poppulistischen Persönlichkeiten braucht. Ich will aber auch nicht verhehlen, dass ich viele Entwicklungen (die auch von radikalen Österreichischen und Europäischen Linken belächelt werden) nicht verstehe oder nicht nachvollziehen kann. Und ich will auch nicht verhehlen, dass es einige Punkte gibt, die mir tatsächlich Sorge bereiten.

Ich hege große Solidarität und Sympathie gegenüber den GenossInnen in Venezuela und ihrer bolivarischen Revolution. Ich bin aber auch der festen Ãœberzeugung, dass es unsere Pflicht ist, sie auf Fehlentwicklungen die wir wahrnehmen, aufmerksam zu machen. Genauso, wie es unsere Pflicht ist, sie gegen die Angriffe der Rechten, denen es um die Wahrung der Privilegien der Reichen und die Unterdrückung der Armen geht, in Schutz zu nehmen. Wir sind nicht als europäische “Linksimperialisten” in Venezuela sondern als GenossInnen und “Brüder/Schwestern” (um auf einen Begriff der US Amerikanischen ArbeiterInnenbewegung zurückzugreifen) um gegenseitig voneinander zu lernen.

Herzlich willkommen

das ist er jetzt also, mein Blog. Bisher hätte ich mir ja nie gedacht, dass ich mal einen Blog mache. Eigentlich war ich der Meinung dass nur Wichtigtuer und Gschaftlhuber sowas haben. Einzige Ausnahme waren in diesen Gedanken natürlich Menschen, die der Welt wirklich was zu sagen hätten – wer immer das auch sein soll.

So kann mensch sich irren. Allerdings ist es so, dass der Blog jetzt mal probeweise für unsere Reise nach Venezuela online geht. Danach wird schon evaluiert, was das ganze bringt. Darum wär ich auch dankbar, wenn ihr mir über den Informationsgehalt des hier veröffentlichten auch ganz ehrlich die Meinung postet.

Zu mir und viel wichtiger, zur Reise:

Also mein Name ist Andy Kolm, ich bin aus Wien, arbeite in der GPA-DJP (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier) als Jugendsekretär, bin 31 Jahre alt und sehe mich selber in der Tradition einer linken Österreichischen Sozialdemokratie. Wer tatsächlich mehr wissen will (wobei ich ja eher nicht glaube, dass sich das wer anschaut, der mich nicht kennt – aber schauma mal, wie´s in dem Internetz tatsächlich ist) kann mir ja posten.

Jetzt aber zur Reise. Wir, also das sind die Kathrin, der Lukas, der Petzl, die Anna und ich (über die anderen gibts hier mehr, wenn ich mit denen geklärt habe, ob die das auch wollen) fahren von 1. bis 29. Februar (also die anderen eigentlich ein bissl länger bzw. kürzer – mehr dazu bei den Posts) nach Venezuela. Ich werde auf dem Blog im Wesentlichen über das von mir gesehene und die Schlüsse, die ich für mich daraus ziehe, schreiben. Also konkret, es handelt sich um meine Meinung. Die der Mitreisenden wird extra als solche angeführt.

Ich persönlich finde die politische Entwicklung Lateinamerikas seit Jahren sehr spannend und auch persönlich anziehend. Dieser Kontinent hat im letzten Jahrhundert (ab den 70er und 80er Jahren hab ichs übers Fernsehen irgendwie mitbekommen) so viel durchgemacht. Immer wieder hat es große und starke Bewegungen der ArbeiterInnenklasse gegeben, die sich über Wahlen den Weg zur Veränderung erkämpft haben. Immer wieder wurden diese Bewegungen von den USA im Verbund mit dem nationalen und internationalen Kapital unter Militärgewalt aus dem Weg geräumt. Endlich in den letzten Jahren scheint die lateinamerikanische Linke in verschiedenen Ländern wieder im Aufwind.

Ãœber die GPA-DJP Jugend haben wir seit zwei Jahren Kontakte zu einer Strömung in der Venezuelanischen ArbeiterInnen- und Gewerkschaftsbewegung, die sich Classistas nennt. Wer die sind und was die wollen werde ich in den nächsten Einträgen hoffentlich ein bissl herausarbeiten können. Ãœber die KollegInnen dieser Strömung (die in beiden großen Gewerkschaftsverbänden vertreten sind – also in der nach dem Putschversuch gegen Chavez gegründeten UNT und in der tendentiell korrupten CTV) werden wir uns mit GewerkschafterInnen in mehreren Betrieben in den größten Industriestädten Venezuelas treffen und uns vor Ort über die konkreten Entwicklungen der Bolivarischen Revolution, des Sozialismus des 21. Jahrhunderts, aber auch über die Gefahren der Entwicklung bei den Betroffenen informieren.

Soweit ich es bisher überblicke, halte ich Chavez für eine charismatische Persönlichkeit, der für die Menschen im Land schon was weiterbringt. Ich denke, dass eine Bewegung, die ein ganzes Land im Interesse der großen Mehrheit der Armen umgestalten will, auch solche charismatischen und poppulistischen Persönlichkeiten braucht. Ich will aber auch nicht verhehlen, dass ich viele Entwicklungen (die auch von radikalen Österreichischen und Europäischen Linken belächelt werden) nicht verstehe oder nicht nachvollziehen kann. Und ich will auch nicht verhehlen, dass es einige Punkte gibt, die mir tatsächlich Sorge bereiten.

Ich hege große Solidarität und Sympathie gegenüber den GenossInnen in Venezuela und ihrer bolivarischen Revolution. Ich bin aber auch der festen Ãœberzeugung, dass es unsere Pflicht ist, sie auf Fehlentwicklungen die wir wahrnehmen, aufmerksam zu machen. Genauso, wie es unsere Pflicht ist, sie gegen die Angriffe der Rechten, denen es um die Wahrung der Privilegien der Reichen und die Unterdrückung der Armen geht, in Schutz zu nehmen. Wir sind nicht als europäische “Linksimperialisten” in Venezuela sondern als GenossInnen und “Brüder/Schwestern” (um auf einen Begriff der US Amerikanischen ArbeiterInnenbewegung zurückzugreifen) um gegenseitig voneinander zu lernen.