Kriminalitaet, Reichtum und wir dazwischen

Fuer Sonntag hatten wir uns vorgenommen, dass wir gemuetlich ausschlafen, uns dann das groesste Einkaufszentrum von Caracas anschauen und dann zu einer Veranstaltung mit dem Buergermeiser von Caracas in einen oeffentlichen Park im Stadtzentrum fahren.

Der Reichtum

Das Einkaufszentrum ist wirklich riesig (mind. 5mal so gross wie die Donaucity) und Feiertage (bzw. arbeitsfreie Tage) kennen die dort nicht. Alles was Kleidung, Schuhe, etc. betrifft gibts dort zu kaufen (allerdings gibts keinen Supermarkt oder so). Das meiste kostet allerdings mehr als bei uns und Schnaeppchen in dem Sinn gibts auch nicht. Am Dach des Einkaufszentrums kann man relativ gut in verschiedenen Restaurants (zu oesterreichischen Preisen) neben Palmen und mit einem wunderbaren Ausblick essen.

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Und was am meisten fuer das Einkaufszentrum spricht: es gibt keine Kriminalitaet! (gemeint ist hier sowas wie Raub/Diebstahl/etc.)

Die Kriminalitaet

So gegen halb vier am Nachmittag (da ists noch ca. 2einhalb Stunden hell) haben wir uns ein Taxi geschnappt und uns auf den Weg in den oeffentlichen Park (wahrscheinlich mit dem Stadtpark oder dem Heldenplatz zu vergleichen) zur Parteiveranstaltung des Buergermeisters gemacht. Die haette zwar um 16 Uhr beginnen sollen, wie wir angekommen sind, haben die aber erst zum aufbauen angefangen. Der Park gilt jetzt nicht gerade als extrem sicher, aber Bario ist er auch keines. Unter anderem haben dort vor ein paar Jahren die Weltfestspiele stattgefunden. Nachdem nix war und wir nicht im dunkeln durch den Park heimgehen wollten (weswegen wir dann nicht bis zur Buergermeisterveranstaltung gewartet haben) , haben wir uns nach ca. 20 Minuten wieder auf dem Weg aus dem Park raus gemacht (es war noch hell). Da ist uns (also eher der Kathrin und dem Lukas) dann ein Typ aufgefallen (Markenjeans, Sonnenbrille, tief ins Gesicht gezogenen Militarykappe) der uns seit dem Eingang in den Park nachgegangen ist. Kurz vor dem Ausgang hat er uns dann ueberholt und zwei Typen was zugerufen, worauf die uns angeschaut haben. Dann hat er sich recht provokant an den Ausgang des Parks gestellt und uns fixiert. Wir habens gerade noch mitbekommen und sind in ein Museum rein. Der Typ und seine beiden Helfer haben sich nicht bewegt und weiter uns und den Museumsausgang beobachtet. Es war ganz klar, dass die nur drauf gewartet haben, dass wir aus dem Park rausgehen um uns “klassisch” zu ueberfallen und auszunehmen. Der Lukas hat auch erzaehlt, dass sie in diesem Park vor ein paar Jahren einem Englaender (allerdings in der Nacht) eine Pistole unter die Nase gehalten haben und sich sein Geld, seine Dokumente, etc. geschnappt haben. Dankenswerterweise hat sich dann der Sicherheitschef des Museums unserer angenommen und sich die Typen auch genauer angesehen (und ist wohl zur selben Einschaetzung wie wir gekommen). Ein paar Minuten spaeter sind dann drei Polizisten (in schussicheren Westen) aufgetaucht. Zwei haben sich unseren verfolger geschnappt und einer hat uns zu einem Taxi begleitet.

Wir sind dann, no na, wieder ins Einkaufszentrum, haben ein paar Bier getrunken und das wars an dem Tag.

Das Problem an Caracas (und wahrscheinlich weiten Teilen Venezuelas) ist, dass Sicherheit eine soziale Frage ist. Wer immer es sich leisten kann, zieht in eine sichere Gegend oder zieht zumindest in ein Haus mit Sicherheitdienst (und selbst da kann man nicht auf die Strasse). Selbst wo wir in Caracas gewohnt haben, empfehlen alle, wenns dunkel wird, nicht rauszugehen (und ein bewaffneter Waechter ist immer an der Rezeption gesessen). Und ich will mir echt nicht vorstellen, wie´s in den armen Gegenden und in den Barios mit der Gewalt ausschaut. Ich glaub halt, dass man nur ueber die soziale Frage dem Bandentum und den Berufsverbrechern nicht einhalt gebieten kann. Radikale Umverteilung des Reichtums ist hier in Venezuela auf jeden Fall notwendig (weil so wirklich scheints nicht zu passieren), aber fuer die Berufsverbrecher (die ja auch die Armen auspressen) muss man sich noch ganz was anderes einfallen lassen.

3 comments ↓

#1 supermaschine on 02.05.08 at 5:25 am

radikale umverteilung: typisches andiK-revoluzzer-gewäsch.

ich denke das veränderung, auch zum guten, ihr zeit und kontinuität brauchen. lieber ist mir ein stetiger fortschritt, als diese altlinkenträume von der nächsten revolution, die nur wieder andere machthaber an die macht spühlt.

#2 kathrin on 02.06.08 at 3:48 pm

jaja…lieber altlink als immer schon reformist, gell jochen 😉

#3 Karl on 02.13.08 at 3:20 pm

Lukas hat völlig recht. Radikale Umverteilung von >obenunten< müsste vor allem große Sozialprogramme mit Sozial- & Selbsthilfen für die arme Bevölkerung in den Barios nach sich ziehen. Das würde ohne Zweifel der Armutskriminalität den Boden entziehen. Gegen die Profikriminalität bräuchten wir rätedemokratisch aufgebaute und bewaffnete Schutzmilizen in den Bezirken …

Das ist in Venezuela vielleicht etwas realistischer als hier in Österreich. Solidarische und ganz liebe Grüße aus Wien
Karl

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