Samstag, 16. Februar

Mittags gehts mit dem Bus von Santa Fe nach Puerto La Cruz – wieder mal, um uns mit dem Jose Bodas zu treffen.

Weil wir aber nicht irgendwo den Tag verscheissen wollen, bis er sich endlich meldet – was sich schon abzeichnet – mieten wir uns fuer den Nachmittag ein Taxi um ein paar Film- und Fotoaufnahmen zu machen und uns Puerto La Cruz anzuschauen.

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Als erstes fahren wir zur Raffinerie (eben zu der grossen, wo der Bodas Generalsekretaer der Gewerkschaft ist). Dort laesst uns die Nationalgarde eineinhalb Stunden vor dem Eingang warten um uns schliesslich unter der Hand zu sagen, dass die PR Abteilung “angesoffen” ist. Kathrin und Lukas kommen allerdings unter dem Vorwand, dass die Kathrin aufs Klo muss in die Raffinerie und der Arbeiter, der sie dazu abholt fragt sie gleich als erstes ob die die Kamera eh mithaben. Also ein paar kurze Filmaufnahmen aus der Raffinerie gibts.

Danach gehts zum Hauptsitz von PDVSA (das ist der staatliche Erdoelkonzern). Rein duerfma natuerlich auch nicht, aber davor machma schoene Fotos und ein paar Filmaufnahmen.

Die restliche Fahrt mit dem Taxler gibts Filmaufnahmen der Reichensiedlung (vorheriges Post) und ein paar Aufnahmen von “Arbeitersiedlungen” und Graffittis. Der nette Taxler fahrt uns dann auch noch auf einen Aussichtsberg, von wo wir einen guten ueberblick ueber die Stadt bekommen.

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Dann endlich – der Genosse Bodas meldet sich und hat Zeit. Wir treffen uns im Bunker (ein besetztes Haus, in dem diverse linke Organisationen ein Buero haben. Die C-CURA hat vor einigen Jahren in Puerto La Cruz ein eigenes Gewerkschaftsbuero gehabt, dass allerdings kurz nach der Eroeffnung von der “Konkurrenz” – also den korrupten Gewerkschaften, die die Arbeitsplaetze verkaufen – angezuendet wurde. Auch wenn ichs nicht glauben kann, waehrend wir dort sind, verirrt sich tatsaechlich am Samstag Abend ein Arbeiter in Uniform der Nationalgarde Reserve mit seinen Fragen zum Bunker.

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Jose Bodas:

  • Scharfe Kritik an den Managern von PDVSA (die haengen sich den Che, den Bolivar oder sonst wen ins Buero und behaupten, dass sie jetzt sozialistische Politik machen, waehrend sie die Arbeiter in den Betrieben verarschen. Nette Geschichte von einem Generaldirektor, der gekommen ist und gemeint hat, dass sie ja alles Genossen seien und deshalb zusammenhalten muessten – worauf ihm die Gewerkschaftsvertreter einen Blaumann (blauer Arbeitsanzug) hingehalten haben und gemeint haben, er koennte ja schon mal zum arbeiten anfangen.
  • Obwohl PDVSA ein staatlicher Vorzeigebetrieb ist, gibt es so gut wie keine Mitbestimmung der ArbeiterInnen und Angestellten im Unternehmen – also wieder nix mit Sozialismus (weder im 20. noch im 21. Jahrhundert – ausser wir nehmen den ehem. Staatssozialismus im Osten, der aber von niemandem ernsthaft wieder gewollt werden kann).
  • Bodas verweist auch auf ein Problem mit einem verlorenen Arbeitskampf um die Erhoehung des KVs im Erdoelbereich vom September 07 hin, auf Grund dessen, jetzt Druck auf die staendig vor dem Streik stehenden Arbeiter im Stahlwerk SIDOR ausgeuebt wird – a la: was wollt ihr denn ueberhaupt, wenn die stark gewinnbringende Erdoelindustrie so niedrig abgeschlossen hat.

Laut Lukas liegt im venezolanischen Parlamen seit laengerem ein Antrag vor (der noch nicht abgestimmt wurde) der fuer einen Streik im Erdoelbereich mit bis zu 18 Jahren Gefaengnis droht. Allgemein gilt ein relativ kompliziertes Modell mit einer Friedenspflicht – das mich vage an Deutschland erinnert.

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