Gestern sind wir schon um 7 Uhr aufgestanden um mit dem Bus in die naechstgelegene Stadt – Ciudad Guyana (ca. eine Stunde entfernt) – zu fahren und uns das Aluminiumwerk Alcassa anzuschauen und mit politisch aktiven KollegInnen zu sprechen. Im Werk selbst arbeiten rund 4.000 KollegInnen.
Alcassa ist ein Staatsbetrieb, der vor einigen Jahren als “Musterbeispiel” der ArbeiterInnenmitbestimmung gegolten hat. Auch heute noch ist es so, dass die Beschaeftigten ihre Chefs waehlen – incl. dem Vorstand. Allerdings hat das Ministerium (das ja Eigentuemer ist) ein Vetorecht.
Durchs Werk wurden wir von einer Kollegin gefuehrt, die politisch “in der Fraktion” von Stalin Perez Borges – der schon zweimal bei uns in Wien war – aktiv ist. Ihr Name ist Nieves Tamaroni und sie ist in Alcassa sowas wie die Assistentin des Vorstandes.
Das Werk selbst scheint – und jetzt bin ich kein Experte fuer Aluminium – veraltet und auch Nieves hat beklagt, dass laengst zugesagtes staatliches Geld einfach nicht kommt. Die veraltete Technologie brauechte Investitionen und die Mitverwaltung durch die Beschaeftigten ist halt auch nur eine halbe Sache, wenn es keine neuen Investitionen gibt. Anscheinend stehen ganze Produktionsstrassen still und es wird halt weit unter den Moeglichkeiten produziert.
Die Mitverwaltung selbst ist auch in der Krise, weil sich seit Mitte 2007 das Ministerium immer wieder einmischt und die hier allgegenwaertige Korruption auch vor Alcassa nicht halt macht.
Gewerkschaftswahlen
In Venezuela gibt es Betriebsgewerkschaften. In Alcass hat gerade der Wahlkampf zu diesen Wahlen begonne. Die Wahlen selber werden irgendwann im Maerz oder April sein – das wissen sie noch nicht. Die Linke ist, wie doch sehr oft in der Geschichte, in mehrere Fraktionen zerstritten, und kandidiert auf unterschiedlichen Listen.
Was es noch zu sagen gibt
“Einfache” Arbeiter oder Mitglieder der Betriebsgewerkschaft haben wir nicht getroffen. Allerdings haben wir recht lang mit den Menschen in der werkseigenen Ausbildungsstelle diskutiert – ueberwiegend Maoisten und Linkschavisten – die wirklich freundlich waren, viel mit uns ueber Chavez, die Politk, den Sozialismus, etc. diskutiert haben, aber bei denen wir schon irgendwie das Gefuehl hatten, das die von den Beduerfnissen der Arbeiter vor Ort keine Ahnung hatten.
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