Dienstag, 26. Februar

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Gestern Nachmittag gings von unserer Touristenmetropole ins fuenf Stunden (allerdings mit dem Bus und zweimaligem Umsteigen) entfernte Maracay. Wieder mal bin ich recht froh, dass wir umgezogen sind. So nett unsere Posada auch war, es gab nur kaltes Wasser und der Posadabesitzer war mit dem Nachbarn zerstritten: Weswegen der den ganzen Sonntag und am Montag bis 4 Uhr in der Frueh eine Musikanlage auf die Strasse gestellt und uns permanent beschallt hat.

In Maracay haben wir ein recht nettes Hotel bekommen, und haben gleich mal fuer zwei Naechte eingecheckt. Der Streik in SIDOR – das Stahlwerk am anderen Ende von Venezuela – hat immer noch nicht angefangen, weswegen wir die Reise dorthin jetzt endgueltig abgeblasen haben (schoen langsam ginge sich nicht mal mehr der Inlandsflug so aus, dass ich wieder rechtzeitig zur Abreise in Carracas bin).

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Heute frueh sind wir dann mit einem Genossen vor Ort in eine seit Jahren besetzte und unter Selbstverwaltung produzierende Sanitaerwarenfabrik – Sanitarios Maracay – gefahren. Inzwischen arbeiten dort nur noch 60 KollegInnen und versuchen selbstaendig die Produktion aufrecht zu erhalten und die erzeugten WC Deckel zu verkaufen (bis vor kurzem haben sie auch noch die Klos selber erzeugt, aber das haben sie jetzt aufgegeben).  Obwohl die KollegInnen dort von 150 Bolivares Fuerte in der Woche leben (was grad mal ca. 40 Euro sind) strahlen sie eine positive und auch stolze Stimmung aus, die bei der beschissenen Situation kaum vorstellbar ist. Wir haben uns lange mit ihnen unterhalten, den Organisationssekretaer der Betriebsgewerkschaft (die das Werk ja auch “fuehrt”) interviewt und sie haben dann auch noch ihr Mittagessen mit uns geteilt.

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Es ist echt beeindruckend wie die KollegInnen trotz widrigster Umstaende weiterhin das Fabriksgelaende besetzt halten und in Eigenregie produzieren. Und die Umstaende sind echt scheisse, weil sie auch keinen Grosshaendler fuer ihre Waren (Klodeckel und das Zeugs dazu) finden, weil sie ja illegal die Fabrik besetzen und deshalb schwer eine Rechnung ausstellen koennen. Gleichzeitig muessen sie sich noch mit Klagen der Regierung und dem ehem. Besitzer herumschlagen, weil das ja alles illegal ist, was sie machen – auch wenn sie nichts anderes tun, als sich und ihre Familien zu ernaehren zu versuchen.

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Bei uns gehts so weiter, dass wir am Nachmittag eher relaxen und die Stadt anschauen und morgen nach Carracas auf eine Demo der “Barrioselbstverwaltungen” gehen. Irgendwann morgen oder uebermorgen sollte dann auch noch unser Interview mit dem Orlando Chirinho in den Kasten (wieder der Film ueber die C-CURA) und dann bin ich quasi eh schon am Heimweg. Wenn ichs richtig im Kopf hab, komm ich am Freitag so gegen 12.30 bzw. 13 Uhr in Wien an.

Fotos und eine Einschaetzung von mir ueber die Situation im Land folgen dann wahrscheinlich von Wien aus – wobei ich mit der Einschaetzung schon hier mal fuer mich anfangen moechte. Fuer Solidaritaetsarbeit auf einer kleinen Ebene der diversen Betriebskonflikte waer meiner Einschaetzung nach schon viel Potenzial da – weil die Konflikte gibts regelmaessig (siehe die Gschichte mit den fuenf Frauen oder Sanitarios Maracay).

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